Wo neben Segelflugzeugen Zukunft entsteht
MD Flugzeugbau im Gespräch mit Anne Janssen MdB
Modernste Segelflugzeuge, Bauteile für Windkraft, zukunftsweisende Wasserkraft in Kanada – auf dem Gelände der MD Flugzeugbau in Friedeburg sind auf Anhieb vor allem die schicken Segelflugzeuge erkennbar, doch hier passiert auch Zukunft. Wie vielfältig und zukunftsweisend die Entwicklungen der beiden hier ansässigen Unternehmen sind, hat auch die hiesige Bundestagsabgeordnete Anne Janssen (CDU) bei ihrem Besuch begeistert.
„Um die Einsatzmöglichkeiten unserer Technologien weit über den Flugzeugbau hinaus auch für Kunden außerhalb der Luftfahrt greifbarer zu machen, haben wir die MD Composite Technologies wenige Jahre nach Unternehmensgründung bereits ausgegliedert“, erklären die Geschäftsführer Tim Markwald und Gregor Müller bei einem Rundgang durch die Fertigung die Entstehung der heutigen Schwesterbetriebe. Markwald selbst fliegt schon, seit er Teenager ist. Die heutigen Fertigungshallen waren vor knapp 30 Jahren noch Hühnerställe, jetzt entsteht hier Zukunft, zum Beispiel auch für ein Wasserkraftprojekt mit Standort Kanada. „Das mit Bundesmitteln geförderte deutsch-kanadische Projekt macht sich den Tidehub für die Stromerzeugung zunutze und ist seit einem Jahr in der Testphase. Wir warten nur noch auf das Go und könnten dann in Serie gehen“, so Markwald. Doch bei der für den Abschluss ausstehenden Rückmeldung der kanadischen Fischereibehörde hakt es. „Das Wasserkraftwerk ist ein echtes Vorzeigeprojekt und trotzdem bewegt sich in Zeiten händeringender Suche nach solchen regenerativen Energieproduktionen nichts“, schüttelt Anne Janssen mit dem Kopf. Sie will sich in Berlin um eine Anfrage kümmern. „Bei einer Sache von dieser Tragweite müsste doch zumindest ein bilaterales Anklopfen möglich sein! Wir verschwenden ja wertvolle Zeit.“
Auch die besonders leichten Kompositbauteile für Windkraftanlagen sehen nach modernster Energiewende aus. „Die massiv zurückgefahrene Förderung der Windenergie hat auch uns als Zulieferer seit 2018 einen ganz schönen Dämpfer verpasst“, erklärt Tim Markwald. Den abzufedern, war keine leichte Aufgabe, ist aber Dank einer ausgeprägten Branchendifferenzierung und eines Teams, das immer mitgezogen hat, gut gelungen. Unsere Unternehmensphilosophie war immer: Wir wollen Teil der Lösung sein, nicht des Problems. Und in diesem Sinne bauen wir, handeln wir und bilden aus.“ Und dabei stehen sie vor demselben Mangel wie alle Betriebe und müssen seit einer Änderung der Ausbildungsbedingungen im vergangenen Jahr ihre Azubis nicht mehr nur an die Berufsschule nach Brake bekommen, sondern ganz nach Bayern. „Das ist eine starke zusätzliche Belastung für die Auszubildenden und das Unternehmen ehrlich gesagt“, sagt Gregor Müller. Als wäre die Gewinnung von Fachpersonal nicht schon Herausforderung genug, wie aktuell in fast jeder Branche. „Aber wer als Betrieb nicht ausbildet, wird es in Zukunft noch schwerer haben, das ist unsere Einstellung. Außerdem ist Ausbildung ein Teil der unternehmerischen Sozialverantwortung.“
Die jahrzehntelange Erfahrung im Flugzeugbau ist nicht nur bei Segelfliegern, die mit den Friedeburger Flugzeugen regelmäßig weltweit Wettbewerbe gewinnen, gefragt. Sie könnte besonders entscheidend beim neuesten Projekt sein, über das die beiden Firmengründer noch nicht so viel verraten möchten. Es geht, wie sollte es anders sein, um mehr Nachhaltigkeit in der Luftfahrt. Anne Janssen haben sie schon jetzt auf ihrer Seite. „Wir haben hier vor Ort Innovation im Energiesektor und ganz besonders in einem bislang sehr energieintensiven Bereich. Die ganze Region könnte profitieren und ich unterstütze, wo ich kann.“