126. Sitzung vom 29.09.2023 – TOP 26. Endometrieose
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute ist ein besonderer Tag; denn heute, am 29. September, ist der Tag der Endometriose. Heute soll genau über diese Erkrankung informiert werden. Sie und die betroffenen Frauen sollen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Mögliche Therapien sollen aufgezeigt werden. Dass wir ausgerechnet heute über den von uns eingebrachten Antrag zu diesem wichtigen Thema debattieren können, das freut mich sehr, auch wenn die Diagnose Endometriose wahrlich kein Grund zur Freude ist. Endometriose ist eine Erkrankung des Unterleibs und mit geschätzt 2 Millionen Betroffenen und circa 40 000 Neuerkrankungen jährlich die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung, und sie wird damit auch als weibliche Volkskrankheit eingestuft. Es ist also unvorstellbar, dass es im Schnitt zehn Jahre dauert, bis eine endgültige Diagnose gestellt wird – Jahre, in denen die Frauen Schmerzen erleiden, oft hilflos sind, zahlreiche Arztbesuche über sich ergehen lassen müssen, abgewiesen werden und im schlimmsten Fall auch psychische Folgeerkrankungen erleiden. Vielen jungen Frauen wird so die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben genommen. Leider können wir den Betroffenen die Schmerzen und ihre Zukunftsängste auch mit dieser politischen Debatte nicht nehmen; denn Endometriose ist eine chronische Erkrankung und damit nicht heilbar. Wir können aber ihren Leidensweg etwas erleichtern, indem wir das Stigma abbauen, für Klarheit sorgen und Versorgungswege aufzeigen und diese verbessern. Wir haben den vorliegenden Antrag erarbeitet, um die betroffenen Frauen und alle, die leider noch folgen werden, in den politischen und öffentlichen Raum zu bringen und ihnen etwas Hoffnung zu geben.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir fordern in unserem Antrag eine nationale Strategie gegen Endometriose, den Ausbau und die Stärkung von Endometriosezentren, Aufklärungskampagnen, eine auskömmliche Vergütung der Beratung, mehr Forschung und mehr Wissensvermittlung in der Ausbildung. Denn nur wenn die Ärzte in der Ausbildung informiert werden, wenn wir die Mädchen im Schulunterricht über Symptome und Auswirkungen aufklären und wenn wir die Gesellschaft über das Krankheitsbild informieren, können wir das Leid der Betroffenen etwas verringern.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Die Fachwelt bescheinigt unserem Antrag genau dieses Potenzial. Und Sie, liebe Regierungsfraktionen, haben der Fachwelt Ihre Unterstützung zugesagt. Schade also, dass Sie unseren Antrag heute ablehnen wollen. Sie haben aber noch die Chance, diesen Fehler zu korrigieren und Ihren Worten Taten folgen zu lassen. Darum bitte ich um Ihre Unterstützung. An dieser Stelle möchte ich einmal meiner Kollegin Emmi Zeulner für ihr ganz persönliches Engagement danken. Denn auch ohne politische Mehrheiten konntest du zwei konkrete Vorhaben für die Versorgung der Betroffenen anstoßen, nämlich die geplante Aufnahme der Erkrankung in die ASV und ein Projekt zur Zusammenführung internationaler Forschungsergebnisse. Dank dir stehen wir heute nicht mit völlig leeren Händen da. Vielen Dank dafür!
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Abschließend möchte ich die Gelegenheit noch nutzen, Anna Adamyan im Namen meiner gesamten Fraktion zu ihrem ganz persönlichen kleinen Wunder zu gratulieren. Nach vier Jahren, elf künstlichen Befruchtungen, enormen Kosten und einigen Fehlgeburten ist sie vor einigen Wochen endlich Mutter geworden. Ihre Geschichte ist beeindruckend; denn sie hat als Endometriosebotschafterin durch ihren offenen und ganz persönlichen Umgang mit ihrer Erkrankung unter anderem zu dieser Debatte beigetragen. Von Ostfriesin zu Ostfriesin – wir kommen nämlich aus dem gleichen Landstrich – wünsche ich ihr „vun Harten Allerbest“. Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN)